Chemnitzer Morgenpost
Freitag, 18. August 2006

 

DOBERSCHÜTZ - Vor 61 Jahren tobte über dem kleinen Dorf Doberschütz (bei Eilenburg) eine erbitterte Luftschlacht. Zwei amerikanische Mustangs (P 51-D) jagten eine deutsche Me 262. Der Kampf zwischen den einmotorigen Propellerjägern und dem ersten einsatztauglichen Düsenflieger der Militärgeschichte endete für zwei Piloten tödlich. Der amerikanische wurde jetzt von einem Spezialistenteam der US Army geborgen.

Wir schreiben den 19. März 1945. Im Luftraum über Eilenburg begegnen sich zwei P 51 und eine Me 262. Der deutsche Oberfeldwebel Heinz Berthold Mattuschka vom Jagdgeschwader 7 ist mit seinem Düsenjet auf dem Rückflug von einem Einsatz bei Chemnitz (im Verband von Leutnant Rudolf Rademacher*, 126 gewonnene Luftkämpfe**, Anm. Marko S.) zum Fliegerhorst Oranienburg. Die Amerikaner Major Niven Cranfill und Leutnant Clifton Enoch von der „359th Fighter Group“ haben gerade eine Bomberformation eskortiert. Jetzt lautet ihr Befehl: Freie Jagd auf deutsche Maschinen!

Über Doberschütz tobt der Luftkampf. Die Mustangs feuern aus ihren Maschinengewehren (Kaliber 12,7 mm), die Me 262 erwidert mit Salven aus ihren Bordkanonen (30 mm). Am Ende behält der erfahrene Cranfill (insgesamt 5 gewonnene Luftkämpfe***, Anm. Marko S.) die Oberhand, schießt den deutschen Strahljäger vom Himmel. Doch fast zeitgleich rammt auch sein „Wingman“ in den Boden - aus bis heute ungeklärten Gründen. Mattuschka und Enoch finden nur wenige hundert Meter voneinander entfernt den Tod.

Mehr als 61 Jahre später graben Soldaten der US-Bergungseinheit JPAC und deutsche Hobby-Militärhistoriker am Doberschützer Bahnhof nach den Überresten der Mustang. Während die Amerikaner die Gebeine des toten Piloten in die USA überführen wollen, erhoffen sich die Deutschen anhand der Wrackteile Hinweise auf die Absturzursache. „Im Bericht der Air Force heißt es, dass Enoch seine Maschine nicht rechtzeitig abgefangen hat und deshalb abstürzte. Doch Zeitzeugen vor Ort wollen gesehen haben, dass die Mustang von der Me 262 abgeschossen wurde“, erklärt Hans-Günther Ploes (43) von der Arbeitsgemeinschaft Luftfahrtskriegsgeschichte Rheinland.

Gestern kehrte zumindest bei Ploes Ernüchterung ein. „Bis auf die Reste der beiden MGs, ein Staurohr und ein paar Getriebeteile ist von der Mustang nichts mehr gefunden worden“, erzählt er. Immerhin konnte das JPAC-Team eine Hand voll Knochen bergen. In einem Labor auf Hawaii wird jetzt deren DNA-Code bestimmt - nur so ist eine Identifizierung des Piloten möglich. Die sterblichen Überreste sollen anschließend auf einem US-Soldatenfriedhof bestattet werden. Der Leichnam Mattuschkas wurde bereits nach dem Absturz geborgen und beerdigt. -bi.-

 
Three P-51 Mustangs of the 369th Fighter Squadron, 359th Fighter Group (http://www.americanairmuseum.com/media/645)
 
 
2nd Lt. Howard "Cliff" Enoch Jr. (Quelle: https://www.findagrave.com/cgi-bin/fg.cgi?page=pv&GRid=66718830&PIpi=76853923)
 
 
Photo of Lt. Col. Cranfill in P-51D IV-N 44-13390 "Deviless 3rd" archived by Char Baldridge, Historian, 359th Fighter Group Association. Posted by Janet Fogg, Author.
(Quelle: https://www.facebook.com/120987634620533/photos/a.122077067844923.21021.120987634620533/1041479025904718/)
 
 
*Quelle: Jagdgeschwader 7 'Nowotny', Robert Forsyth, Bloomsbury Publishing, 15.03.2011 - 128 Seiten
**Quelle: https://en.wikipedia.org/wiki/Rudolf_Rademacher
***Quelle: http://sharkhunters.com/Aces5.htm