Ein Scheunenfund...

 

Für Modellbauer sind Teile historischer Flugzeuge immer eine spannende Sache! In Aufbau und verwendeten Materialien sind sie denen im „klassischen“ Flugmodellbau sehr ähnlich. Was lag also im August 2015 näher, als herauszufinden, was hier als Scheunenfund aufgetaucht ist.

 

 

 

Das haben wir bisher herausgefunden:

 

  • Es handelt sich um das Fragment eines Doppeldeckerflügels. Er gehörte zu einer klassischen „fliegenden Kiste“ die ihre Stabilität durch viele Spanndrähte erhielt. Wie man sieht, waren sie nicht nur außen sichtbar sondern auch unter der Stoffbespannung verbaut.

  • Es fehlen die Spuren des Vernähens der Bespannung auf dem vorliegenden Tragflächengerüst. Der Flügel ist demzufolge nie geflogen.  Es handelt sich wohl um ein für die Montage der Maschine vorgefertigtes Bauteil, eventuell aus einem Zulieferbetrieb.

  • Der Stempel ZAK dokumentiert die Qualitätsprüfung durch die „Zentrale Abnahmekommission“. Diese Institution prüfte produktionsbegleitend Bauteile aus laufender Fertigung.

 

  • Prüfung und Fertigung fanden nach Abschluß der Kampfhandlungen des 1. Weltkriegs statt. Wir gehen trotzdem davon aus, daß es sich um einen militärischen Typ handelt. Zivile Fliegerei gab es in Deutschland zu dieser Zeit kaum.

  • Der Versailler Vertrag verbot Deutschland unter anderem den Bau von Militärflugzeugen. Vorhandene Flugzeuge und vorgefertigte Bauteile wurden zerstört oder unbrauchbar gemacht. Die Flügelholme wurden dazu angesägt, wenige Zentimeter tiefe, schräge Sägeschnitte genügten. Danach war der Flügel quasi Feuerholz und ist als solches vermutlich auch in die Scheune gelangt, wo er fast 100 Jahre später wieder auftauchte.

  • Aufgrund der Nähe des Fundortes zur Stadt Leipzig ist es sehr naheliegend, daß das Fragment aus einem Leipziger Flugzeugwerk stammt. In Frage kommen die Deutschen Flugzeugwerke GmbH in Leipzig-Lindenthal und die Aviatik Automobil- und Aviatikwerke A. G. In Leipzig-Heiterblick bzw. Leipzig-Mockau.

  • Im Jahr 1918 stellten diese Werke vor allem sogenannte C-Kampfflugzeuge her. Das waren zweisitzige einmotorige Doppeldecker, die in großer Zahl gebaut und vor allem als Aufklärungs- und Beobachtungsflugzeuge genutzt wurden. Laut Wikipedia wurden 1918 folgende Typen gebaut:

    Deutsche Flugzeugwerke DFW C. V
    Aviatik C. VI (Lizenzbau der DFW C. V)
    Aviatik C. VIII

  • Im Internet verfügbare Konstruktionszeichnungen dieser Typen zeigen deutliche Ähnlichkeiten mit dem vorliegenden Fragment. In Ermangelung entsprechender Unterlagen ist uns eine genauere Eingrenzung bislang nicht gelungen.

Bauteile oder ganze Flugzeuge aus dieser Zeit sind sehr rar. Der Fund hat also durchaus luftfahrthistorischen Wert. Es wäre schön, seiner Geschichte weiter auf die Spur kommen zu können. Für Informationen, Ideen und Hinweise sind wir sehr dankbar. Bitte wenden Sie sich hierzu an Herrn Bernhard Strauch vom Modellflugverein Hohburg e.V. (Tel. 03425/928222).